SAZZeichen - Ausgabe 51: November 2018 | Thema «Alltag»

12 gleitteam. Denn vielfach fehlen den Bewohnerin- nen und Bewohnern die «gängigen» verbalen Möglichkeiten, um ihre Bedürfnisse auszudrü- cken. Die Kommunikation zwischen den Bewoh- nenden und den Begleitpersonen muss deshalb auf anderen individuellen Fähigkeiten und Res- sourcen aufgebaut werden. Man muss jeden einzelnen dort abholen, wo er steht und von dort aus die Möglichkeiten, die Be- dürfnisse und die Kommunikation entwicklen, sprich: einen persönlichen Draht zueinander fin- den. Diese persönliche Beziehung wird über Mo- nate aufgebaut und ständig gepflegt. Nur so kann sich eine Verständigung entwickeln, die es er- laubt, die individuellen Bedürfnisse und Ressour- cen überhaupt zu erkennen und in den Alltag zu integrieren. Es gibt verschiedene Methoden, die eingesetzt werden können, wenn eine verbale Verständigung stark beeinträchtigt ist. So wird der nonverbalen Kommunikation über Gesten und Mimik grosse Beachtung geschenkt. Aber auch die Verständi- gung über technische Hilfsmittel wie «Timer» oder über visuelle Symbole und Bilder spielt eine grosse Rolle. Genau hier setzt auch das Projekt «Biogra- fie» an, das im «Storchen- nest» bereits lanciert ist. Cornelia Christen und ihr Team sind daran, die Le- bensgeschichten der Bewohnenden aufzuarbei- ten und über alte Fotos sichtbar werden zu las- sen. Die persönliche Biografie ist – wie bei jedem Menschen – auch bei Menschen mit starken Beeinträchtigungen ein Thema, über das man sich kontinuierlich austauschen kann. Gemeinsam in guten Erinnerungen zu schwelgen tut zudem der Seele gut, ist Cornelia Christen überzeugt. Die Bewohnerinnen und Bewohner des «Storchen- nests» werden von einem 6-köpfigen Team beglei- tet. Cornelia Christen ist die zuständige Wohngrup- penleiterin – und dies schon seit 6 Jahren. Seit ihrem Eintritt habe sich sehr viel verändert, sagt Cornelia Christen. Vor allemwurde es immer wichti- ger, dass die Begleitung rund um die Uhr gewähr- leistet ist. Denn mit zunehmendem Alter der in der Wohngruppe lebenden Menschen steigt auch der Bedarf an Unterstützung während der Nachtruhe. Ältere Menschen schlafen nicht einfach «nach Vorschrift» von 22 Uhr bis 7 Uhr durch, sondern brauchen nicht selten und immer häufiger Unter- stützung in der Nacht. Deshalb ist mindestens eine Begleitperson aus ihrem Team oder einer anderen Wohngruppe auf Pikett. Konkret bedeutet dies: Schlafen im Pikettzimmer und bereit sein, jederzeit Unterstützung leisten zu können. Damit wird man zwar dem Anspruch einer «rund- um-die-Uhr-Präsenz» gerecht, in Zukunft wird dies jedoch nicht mehr ausreichen. Im Alter wächst der individuelle Unterstützungsbedarf, ist Cornelia Christen überzeugt. Und das SAZ Burgdorf wird künftig ge- zielt für ältere Menschen ein passendes Wohnangebot bereitstellen können. Da wird die Frage nach einer Beglei- tung in den Nachtstunden ganz wichtig. Jedenfalls ist vorgesehen, dass in naher Zukunft reguläre Nachtwachen in den Wohngruppen eingeführt werden und damit der Pikettdienst entfällt. Eine gemeinsame Sprache finden Bei Menschen, die wegen ihrer Beeinträchtigung einen hohen Unterstützungsbedarf haben, ist die Umsetzung eines möglichst selbstbestimmten Lebens eine tägliche Herausforderung für das Be- Im «Storchennest» ist die Zeit relativ Im SAZ Burgdorf gibt es sechs Wohngruppen. Eine Wohngruppe ist im «Stöckli» in Ersigen einquartiert, eine weitere an der Heimiswilstrasse und die anderen vier befinden sich im Hauptgebäude an der Burgergasse, darunter das «Storchennest». Hier wohnen zur Zeit fünf Menschen mit hohem Bedarf an Begleitung und Unterstützung. Wussten Sie, dass… wir vom «Storchennest» jährlich vom Markt 170 kg Früchte und 250 kg Brot mit dem Einkaufswagen heimziehen?

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